Synodaler Weg?
Im Monat März werden für die katholische Kirche in Deutschland wegweisende Zeichen gesetzt. In welche Richtung diese führen werden, ist noch offen. Die fünfte und letzte Synodalversammlung des Synodalen Weges findet vom 9. bis 11. März 2023 in Frankfurt am Main statt. Bereits im Vorfeld läuft die Kirchenpolitik heiß. Es stehen sehr grundlegende Veränderungen in puncto Frauenfrage, Priesterliche Lebensform, Ehe- und Sexualmoral und vor allem in Sachen Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche zur Abstimmung. Ein Kristallisationspunkt des Konfliktes zwischen progressiven und konservativen Gruppen stellt die abzustimmende Einrichtung synodaler Räte dar, die auf allen kirchlichen Ebenen mehr Partizipation von Nicht-Klerikern in grundlegenden Entscheidungen ermöglichen sollen. Einige Bischöfe schlagen dazu vor, auf eigene Machtprivilegien freiwillig zu verzichten und sehen damit diese Institution noch im Rahmen des geltenden kirchlichen Rechts. Andere fürchten Verwässerung der klaren Lehre und der Autorität des Bischofsamtes.
Nun hatten 5 Bischöfe, auch Bischof Dr. B. Meier, nach Rom geschrieben, um sich von dort klärende Worte zu erbitten. Die sind rechtzeitig eingetroffen. Zu Beginn der Vollversammlung der Bischöfe Ende Februar hat der Nuntius nun klargestellt, dass die Kurie die Einrichtung dieser Räte verbiete.
In der Einleitung seiner Botschaft an die Bischöfe würdigt er noch einmal das Leben und Wirken von Benedikt XVI und betont wie wichtig es sei, dem Papst zu folgen, dessen vorzügliche Aufgabe darin liege, die Einheit der Kirche zu wahren.
Die Ironie der Geschichte liegt nun darin, dass am selben Tag in der Presse, auch der katholischen, über die staatsanwaltliche Hausdurchsuchung im erzbischöflichen Ordinariat in München berichtet wird, um dort nach Hinweisen zur Aufklärung über das Wissen des damaligen Erzbischofs Ratzinger im Fall des Missbrauchstäters Pfr. H. zu suchen.
Der Synodale Weg entstand 2019 als Antwort inmitten der Ratlosigkeit der Bischöfe nach der Veröffentlichung der MHG Studie zum sexuellen Missbrauch im September 2018, die erste Einblicke in das Desaster der Verbrechen und deren Vertuschung der deutschen Kirche eröffnete. Hier sollte Aufarbeitung und Wiederherstellung von Glaubwürdigkeit erarbeitet werden. Die Vorschläge des Synodalen Weges nehmen Bezug darauf und bieten konstruktive Perspektiven.
Die Reaktion der Kurie setzt eigene Zeichen. Im Namen der Wahrung der Einheit fürchtet sie neue Bewegung und stellt sie still, verschiebt nötige Diskussionen auf die lange Bank der Weltsynode, die gerade ihre erste Sitzung in Prag unter viel Kritik beendet hat, und Nuntius Eterovic zitiert nun als Gewährsmann der Einheit der Kirche den verstorbenen deutschen Papst.
Dass hier Dinge nicht zusammenpassen, liegt auf der Oberfläche: ein Sinnbild kirchlicher Gegenwart. Ganz egal, wie die letzte Synodalversammlung ausgehen wird, eines wird sicher steigen: der immense Druck im Inneren einer zunehmend polarisierten Kirche, und der Druck von kritischen politischen Außenansichten auf die Kirche, denn so wie bisher kann es nicht weitergehen.
Weitergehen ist auch das Gegen-Stichwort zu steigen, weitergehen wird das Sinken der Kirchenmitgliedschaften: in NRW liegen die aktuellen Austrittszahlen um ca. 40% höher als im Vergleichszeitraum. Ob da noch die lange Bank der Weltsynode eine oberhirtlich-konstruktive-einheitsstiftende-kirchenpolitische Option ist?
Beobachten Sie die kommenden Zeichen und bilden sie sich eine Meinung, vielleicht im Gespräch mit anderen, sozusagen auf ortssynodalen Pfaden.
Reiner Fuchs