Liebe Leserinnen und Leser,
ein Höhepunkt kirchlicher Frömmigkeit ist zu Beginn des Jahres immer wieder die Sternsinger-Aktion. Die Könige – den Stern hoch oben und vornweg – ziehen durch die Straßen, um in jedem Haus von der frohen Weihnachtsbotschaft zu künden. Doch auch diese Königskinder bleiben in diesem Jahr zu Hause.
Also, wo ist im begonnen Jahr 2021, unser Stern in der Nacht … der Pandemie?
Manche hatten bereits im Dezember die gute Botschaft ausgerufen, die beste Nachricht, quasi den Stern in der Corona-Nacht: Die Entdeckung des Impfstoffes. Auf dessen Ankunft und seine immunisierende Kraft bauten im Advent viele ihre Hoffnungen. Manche meinen nun, nur der Impfstoff allein werde die Probleme in nächster Zeit nicht zu lösen vermögen. Nötig bleibt weiterhin hinreichende Selbstfürsorge – sich gesund halten – und vor allem auch Nächstenliebe – andere unterstützen und nicht gefährden. Dem kann ich nur zustimmen. Ich glaube, ein Stern, dem sich zu folgen lohnt, ist die vielseitige Kreativität der Menschen in diesen Tagen, in der so viele neue Ideen geboren werden und Lösungen zur Welt kommen, die wir zum Bestehen und Überwinden der Pandemie dringend brauchen. Dazu gehören die Impfstoffe, natürlich auch die Menschen, die sie zu entwickeln verstanden, und genauso auch ein hohes Maß an Solidarität unter uns und allen Völkern. Der Stern führt uns zum Heil, wenn alle für alle ihm folgen und ihren schöpferischen Reichtum in den Dienst bedürftigen, fragilen und verletzlichen Lebens stellen. Vielleicht ist das der Weihrauch, die Myrrhe und das Gold zu Beginn des Jahres 2021 – auf dass es ein Gutes Neues Jahr werde.
Und in Bezug auf die kirchliche Situation?
Auch da sucht man bereits nach einem Impfstoff, der die grassierende Glaubwürdigkeitskrise und den Autoritätsverlust der Kirche zu stoppen vermag. Da werden in diesem Jahr in unserem Land wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen: der Synodale Weg ist hier für viele Kirchenmitglieder ein möglicher Stern in der Nacht der. Man kann nur hoffen, dass der Synodale Weg eben ein Königs-Weg wird und nicht nur ein Komet, der unser Universum kurz aufleuchtend gestreift hat, um auf Nimmerwiedersehen in den Weiten des Alls zu verschwinden: so eine Art Placebo-Impfung. Natürlich überdeckt Corona auch dieses Krisenszenario in der öffentlichen Wahrnehmung, aber die Entwicklungen im Bistum Köln zeigen deutlich steigende Überdruss-Inzidenzwerte. Der Druck im kirchlichen Reform-Kessel nimmt spürbar zu. Dort im Kölner Dom, dort ruhen im goldenen Schrein die Reliquien der Hl. Drei Könige. Die hatten sich wirklich auf ein neues Abenteuer eingelassen. Unsere Bischöfe müssen sich mittlerweile fragen lassen, ob sie noch dem gleichen Stern folgen, oder einem anderen oder womöglich bisweilen sogar bereits auf einem anderen leben. Welche Gaben bringen sie dem Kind? Was bringen sie mit, damit das Kind, das neue und so verwundbare Menschenkind, im Licht ihrer Gaben erstrahlt und nicht sie selber. Am Ende des Jahres wird man sehen, wohin sie gelaufen sind. Da kann man der katholischen Kirche in Deutschland, also dem vielbesungenen „Haus voll Glorie“ nur aus tiefstem Herzen wünschen: Christus Mansionem Benedicat 2021. Und uns allen natürlich auch.
R. Fuchs